Eurythmiefiguren

Die Eurythmiefiguren stellen eine ganz besondere Schöpfung Rudolf Steiners dar. Im Zusammenhang mit der Bewegungskunst Eurythmie schuf er 1922 diese aus flachem Holz geschnittenen und bemalten figürlichen Darstellungen der Vokale, Konsonanten und Seelenstimmungen. In ihren drei Farbgrundtönen bringen sie Bewegung, Gefühl und Charakter der Laute und Seelengesten zum Ausdruck.

 

 

 


 

Vokale


 

A–Laut

Wenn wir A aussprechen, so müssen wir, wenn wir einigermaßen gesund empfinden, dieses A als dasjenige empfinden, was aus unserem Inneren kommt, wenn wir in irgendeiner Art von Verwunderung, Erstaunen sind. GA 279.49 Da, wo Sie am A halten mit dem Sprechen, da liegt irgendwie eine Verwunderung zugrunde. Das hat man einmal gewußt. Das wußte man selbst noch bei denjenigen, welche die hebräische Sprache handhabten; denn, was war in der hebräischen Sprache das A, das Aleph? Es war der sich verwundernde Mensch. GA 279.52

 

E–Laut

Überall, wo ein E auftritt, hat man dasjenige, was ich etwa bezeichnen möchte: Das hat mir etwas getan, das ich spüre. GA 279.53 Man läßt sich nicht anfechten durch etwas, was einem geschieht. GA 279.65 Haben wir das Gefühl, daß wir einen äußeren Eindruck abzuwehren haben, gewissermaßen uns wegwenden müssen von ihm, um uns selbst zu schützen, haben wir also das Gefühl des Widerstandleistens, dann drückt sich das aus in dem E. GA 294.26

 

I–Laut

ist leicht zu empfinden als die Selbstbehauptung. I stellt immer dar eine sich verteidigende Selbstbehauptung. 279.68 Ein wahrhaftes Eindringen in die geistigen Welten ist gar nicht möglich, ohne gewisse Gefühle mit sich zu bringen, die man religiös-fromme Gefühle nennen kann, Gefühle des Hingegebenseins an die höhere geistige Welt. Diese Seelenstimmung braucht man für das wirkliche Erleben der geistigen Welten so, wie man in der physischen Menschenwelt, damit man sich mit den anderen verständigen kann, in die Notwendigkeit versetzt ist, durch seinen Kehlkopf und die anderen Sprachwerkzeuge ein I hervorzubringen. Was in der gewöhnlichen Menschensprache möglich macht, ein I hervorzubringen, das macht in den höheren Welten die Seelenempfindung, die aus der Hingegebenheit fließt. Sie ist eine der Vokale der höheren Welten, diese Art des Hingegebenseins. Und man kann nichts wahrnehmen, nichts lesen und hören in den höheren Welten, wenn man nicht gleichsam diese Seelenstimmung hinhalten kann – und dann abwartet, was einem die Wesenheiten der höheren Welten mitzuteilen haben, weil man ihnen diese Seelenstimmung entgegenbringt. 156.56

 

O–Laut

Das O ist ein verständnisvolles Sich-Stellen gegen dasjenige, was schon auch zunächst Erstaunen hervorruft, denn Erstaunen ruft alles hervor, was wir auffassen, wenn wir rechte Menschen sind; aber das O bringt uns schon in ein intimeres Verhältnis zu demjenigen, was wir auffassen. So daß das O im wesentlichen gebärdenhaft wird, wenn nicht nur der Mensch sich empfindet, sondern von sich ausgehend ein anderes Ding empfindet, oder ein anderes Wesen empfindet, das er umfassen will. Nun können Sie am reinsten sich das vorstellen, wenn Sie sagen wir, Liebe zu einem Wesen haben und dieses Wesen mit den Armen umfassen; dann bekommen Sie die naturgemäße Gebärde der O-Bewegung heraus. GA 279.81

 

U-Laut

Das U kann empfunden werden als dasjenige, was seelisch-innerlich erkältet, versteift, erstarrt. GA 279.60 Das ist ein Sich-Zurückziehen, ein Sich-an-sich-Halten. Während beim E punktuell die Berührung des einen Gliedes an dem andern gefühlt wird, soll beim U das Zurückhaltende gefühlt werden. GA 279. 82

 


 

Konsonanten

 


 

B–Laut

Wenn wir dieses b formen, so ist es immer die Nachahmung von etwas. Würde man nun festhalten können in der Luftgestaltung dasjenige, was da in dem B sich bildet – es liegt darinnen, daß wir das b aussprechen –, so ist es immer etwas Umhüllendes. Es kommt eine umhüllende Form heraus. Es kommt dasjenige heraus, was man eine Hütte, ein Haus nennen kann. 279.54
 

 


 

C–Laut

Die Eigenschaft des Leichtseins, die wird nachgeahmt in dem c-Laute. Die Natur macht es auch, denn das Niesen ist fast dem c ähnlich. Das Niesen ist eine Erleichterung. Und die alten Okkultisten haben gesagt: Das c, das ist in dem Urworte der Regent für die Gesundheit. 279.64f

 


 

D–Laut

 


 

F–Laut

F ist vielleich schwer zu empfinden, aber eskann einem dann etwas zu Hilfe kommen, eine Redensart: Man sagt nämlich, wenn einer über etwas Bescheid weiß: Er kennt die Sache aus dem „ff“. Wenn man das, was man also auf der Straße findet, vergleicht mit dem, was über das F in alten Mysterien gesagt worden ist, dann stellt sich etwas ganz Merkwürdiges heraus. Man sagte, wenn jemand das f spricht, stößt er den ganzen Atem aus; der Atem aber ist dasjenige, wodurch die Gottheit den Menschen geschaffen hat, was also die ganze menschliche Weisheit in der Luft enthält. Im älteren indischen Jogaüben empfand man das auch so; man fühlte innerlich die Organisation des Menschen, die Fülle der Weisheit. Und im Aussprechen des f fühlte man, wie einem die Weisheit im Worte bewußt wurde. F kann daher nur dann richtig empfunden werden, wenn man auch noch nachfühlt, wie eine gewisse Formel, die wenig bekanntgeworden ist in der Welt, die aber vorhanden war, wie eine gewiße Formel in den ägyptischen Mysterien lautete: Willst du anzeigen, was die Isis* ist, die da weiß das Vergangene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, die niemals ganz enthüllt werden kann, so mußt du es in dem Laute f tun. Das Erleben der Isis im ausgehauchten Atmungsvorgange ist im f. So daß eigentlich f nicht ganz genau, aber annähernd gefühlt werden kann als: Ich weiß. – Aber es ist mehr drinnen, es läßt sich eigentlich fühlen als: Wisse du – der andere zu dem man spricht; f sage ich zu ihm, um ihn aufmerksam zu machen, daß ich ihn belehren kann –, wisse, daß ich weiß. 279.66ff
 

 


 

G–Laut

 


 

H–Laut

etwas, was eigentlich mitten drinnensteht zwischen dem Konsonantischen und dem Vokalischen. Es ist das bei allem der Fall, was in einer gewissen Beziehung mit dem Atmen in Beziehung steht. Das Atmen wurde immer wie etwas empfunden, wo der Mensch zum Teil innerlich erlebt, zum Teil aber schon nach außen geht. Nun, dieses h, der einfache Hauchlaut, kann empfunden werden und wurde auch von den primitiven Menschen empfunden als die Nachahmung, die Gestaltung in der Luft, also die nachahmende Gestaltung in der Luft des Heranwehenden. Also sagen wir: Das h kann man empfinden als das Heranwehende. – Alles, was erlebt wird als ein Heranwehendes, wird durch irgendein Wort ausgedrückt werden, in dem dieser h-Laut drinnen ist. 279.60

 


 

K-Laut

 


 

L-Laut

Sie gebrauchen Ihre Zunge in einer sehr kunstvollen Weise, wenn Sie ein l lauten lassen: l-l-l. Sie fühlen das Schöpferische, das Formende, indem Sie ein l lauten lassen. Man könnte sagen, wenn man nicht besonders stark hungrig ist, und man spricht ein l aus, recht lang und recht deutlich, das könnte einen fast satt machen. So empfindet man das l als etwas Reales, wie wenn man einen Kloß essen würde, der besonders schmackhaft ist und den man, weil er nicht hart ist, sondern weich ist, an der Zunge leicht zerschmelzen läßt in innerem Wohlgefallen. Dieses Erlebnis kann man so haben im deutlichen Aussprechen des l-l-l. Es ist etwas Schöpferisches dadrinnen, etwas Gestaltendes. Und der Plastiker, der Bildhauer, der wird leicht versucht werden, ohne das l anlauten zu lassen, zu probieren die Formen, die er schafft, mit einer Bewegung der Zunge, weil die besonders empfindlich ist mit der Bewegung der Zunge, die ähnlich ist den Bewegungen, die die Zunge macht bei dem l-Lautieren. In den alten Mysterien hat man gesagt: Das l ist das in allen Dingen und Wesen Schöpferisches, Gestaltendes, die die Materie überwindende Formkraft. GA 279, S. 68f

 


 

M–Laut

M ist jener Laut, der in so großartiger Weise schließt das heilige Wort Indiens: «aum»; M dasjenige, was alles versteht, was so hinübergeht im Atem, daß es sich allem anschmiegt und alles versteht. Das M ist also das Ausdrücken dessen: Es steht in Einklang, es stimmt. Es schmiegt sich an, es stimmt, wie das M am Ende des Wortes Leim. 279.72

 


 

N–Laut

Es gibt ein Verstehen, das ein abweisendes Verstehen ist, wobei man sich leise ironisch verhält, wobei man auffaßt das andere, aber zugleich bemerklich macht: Was ist denn
das alles! Das ist ja selbstverständlich. Stellen Sie sich immer zunächst vor, um zu einer richtigen – Gebärde zu kommen, Sie haben einen Dummen vor sich, der Ihnen alles mögliche mit großer Emphase sagt, und Sie wollen ihm begreiflich machen, daß er Ihnen zu dumm ist, daß Sie die Sache bald verstehen und schnell darüber hinweggehen wollen. 279. 88f

 


 

P-Laut

 


 

R-Laut

Erlebt wird richtig das R, wenn man es als das Drehende empfindet, das R als ein Rad empfindet: r-r-r. Also das R ist das Wälzende, Drehende; alles das, was irgendwie den Eindruck macht, daß es rrrt. 279.61

 


 

S-Laut

Man kann sagen, das Erlebnis des s-Lautes hängt zusammen mit denjenigen Empfindungen, welche man in Urzeiten der Menschheitsentwickelung für das Schlangensymbol oder auch in gewissem Sinne für das Symbol des Merkurstabes gehabt hat. Der Hinweis auf das s war immer verbunden mit etwas – wenn ich mich trivial ausdrücken darf –, mit etwas Furchterregendem, etwas, wovor man sich hüten soll und das man doch wiederum im Leben nicht entbehren kann. 279.74f Das s ist der eigentlich ahrimanische Laut. 315.33

 


 

T–Laut

 


 

W-Laut

 


 

Seelengesten

 


 

Innigsein

bewegliche Haltung
rosarot: Stimmung
violett hell: Seelenton

 

 


 

Lieblichkeit

hellrosarot: Bewegung und Beweglichkeit
gelb: Stimmung
etwas dunkler rosarot: Seelenfrische

 

 


 

Andacht

himmelblau: zur Ruhe gekommene Bewegung
violblau: Gefühlsstimmung
über violblau darüber himmelblau: Temperamentton
dunkelviolett: Gemütshaltung

 

 


 

Heiter

rosarot: Bewegung
grau gelb: Gefühl
grellgrün: Charakter

 

 


 

Traurig

hellgrau: Bewegung
fast schwarz: Gefühl
dunkelgrau: Charakter

 

 


 

Verzweiflung

graublau: Bewegung
blau: Geste
weißgelb: Fassung(s)(losigkeit)

 

 


 

Verflucht gescheit

blass fahlgelb: Bewegung
schmutzig grün: Gefühl
schwärzlich-schmutziggrau: Charakter

 

 

 


 

Erkenntnis

weiß: Bewegung
gelb: Gefühl
orange: Charakter

 

 


 

Selbstbehauptung, fast Größenwahn

grün: Bewegung
rot: Lebensgefühl
schwarz: charakterologisches Temperament

 

 


 

Stimmung der Feierlichkeit

blauviolett: Haltung
dunkelrot: Temperament
hellrot: Empfindungsimpuls

 

 


 

Mitteilung an …

gelb: bewegte Haltung
violett: gehaltenes Wollen
rot: Eifer (Enthusiasmus)

 

 


 

Unersättlichkeit

zinnoberrot: Wesenheit
grüngelb: Temperament
ganz dunkelrot: Wille

 

 


 

?! Überall da an der rechten Stelle einzufügen, wo eine Frage oder ein Zweifel zum Ausdruck kommt

hellgelb: Bewegung, Stellung
grünlich: Gefühl
grauviolett: Charakter

 

 


 

Dur

orange: Melos
violett: Rhythmus
karminrot: Takt

 


 

Moll

blaurot: Melos
orange: Rhythmus
grün: Takt

 

 


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