Die vier Mysteriendramen Rudolf Steiners entstanden in den Jahren unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Sie markieren nicht das Ende einer Epoche.
Sie skizzieren einen Aufbruch.
Sie bringen den Aufbruch einiger weniger Menschen aus der Krisis des modernen, in seinen Welt-, Selbst- und Sozialverhältnissen isolierten Individuums auf die Bühne. Allerdings: Sie verlassen die Krisis nicht. Keine Sieger, weder große Helden noch idealistische Weltverbesserer werden gezeigt – aber Menschen, die mit allen Konsequenzen einen neuen, einen heute immer verständlicher werdenden und in seinen Windungen doch immer unbekannten Weg gehen lernen. Bekannt wird er allein dem, der ihn geht.
Die große Seele Maria, der Künstler Johannes Thomasius, der gebildete Professor Capesius, der Wissenschaftler und Lebenspraktiker Doktor Strader, ja auch der geistige Lehrer Benedictus und eine kleine Schar um diesen Menschenkreis: Sie lernen auf diesem Weg sehen, sprechen und handeln im Angesicht einer realen, einer wirksamen geistigen Welt, einer Welt, in der nicht nur Wirkungen, sondern Wesen sichtbar werden – Wesen, zu denen der moderne Mensch, der in Nietzsche sprach, den Zugang verlor.
Die vier Dramen schildern 14 Jahre der individuellen und gemeinsamen Entwicklung dieser Menschengruppe. Eine Entwicklung, in der sich «im Innern, welches außer dir sich weitet als die Geisteswirklichkeit» (Der Hüter der Schwelle, 2. Bild), die Möglichkeit einer neuen Zivilisation, einer neuen Gestaltung der Welt abzeichnet. Weder eine europäische noch eine politische oder psychologische Gestaltung wird inszeniert, aber eine konkrete und darum allgemein menschliche. Eine Gestaltung, die von einem für seine Entwicklung zwischen Himmel und Erde verantwortlichen Menschen ausgeht, von einem zwischen Ich und Du, zwischen Ich und Welt schöpferisch scheiternden.
Die Pforte der Einweihung – Die Prüfung der Seele – Der Hüter der Schwelle – Der Seelen Erwachen: Ein heute immer aktueller werdendes Entwicklungsdrama des modernen Menschen, „in dem das eine Rätsel, das andere Lösung wird und der Mensch selbst das Wort wird für die von ihm wahrgenommene Außenwelt“, jener Welt, in deren „Wirken der Logos, die Weisheit, das Wort waltet.“ (R. Steiner, Mein Lebensgang, 23. Kap.)
Bodo v. Plato
Dasselbe Thema, dieselben Impulse, die Goethe im Märchen von der Schlange und der Lilie darstellte, sind dargestellt in meinem ersten Mysterium „Die Pforte der Einweihung“.
(GA 188.171)
Die meisten Szenen meiner Mysteriendramen sind so geschrieben, daß ich einfach abgehört habe, nach dem Laute hin abgehört habe; nicht das Wort gesucht zu einem Sinn, sondern abgehört habe die Sache.
(GA 282.375)
Die Mysterien müssen Sie so nehmen, dass Sie sie möglichst wenig theoretisch aufnehmen, (denn) ich habe sie eben nur so, wie sie dastehen, rein gegenständlich vor mir gehabt. Die Personen sind alle der Wirklichkeit entnommen.
(GA 295.54)
Die Mysterien sind (daher) auch kein okkulter Schlüsselroman.
(GA233a.31)
Mysteriendramen lebt kein Gedanke, sondern alles dasjenige, was Sie darin rezitiert und deklamiert hören, wurde so gehört, allerdings geistig gehört, wie es hier unmittelbar erklingt. – Also es handelt sich nicht etwa um das Fassen eines Gedankens, der dann erst in Worte umgesetzt wird, sondern es handelt sich um das Anschauen gerade in derselben Art und Weise innerlich klingend und innerlich sich gestaltend, wie es zur Darstellung kommt. Man hat nichts zu tun bei einer solchen Darstellung, als lediglich dasjenige, was so innerlich im Schauen auftritt, äußerlich abzuschreiben.
(GA 281.11)
Mir war es immer etwas außerordentlich Unsympathisches, wenn der eine oder der andere gekommen ist und meine Mysteriendramen in symbolischer oder sonstiger verstandesmäßiger Weise ausgedeutet hat und allerlei gerade vom Verstande aus hineingetragen hat. Denn das, was in diesen Mysteriendramen lebt, ist bis auf den einzelnen Laut hin imaginativ erlebt. Das Bild steht als Bild da und stand immer als Bild da. Und niemals wäre es mir selber eingefallen, irgend etwas Verstandesmäßiges zugrunde zu legen, um es dann ins Bild umzugestalten.
(GA 281.69)
Alle die Dinge, die zum Beispiel in unseren Mysteriendramen dargestellt sind, werden für die zukünftigen Menschen seelisch greifbar sein.
(GA 142.105)
Rudolf Steiner in Söcking. Aufgenommen 1910 oder 1911 in Söcking bei Starnberg von Dr. Oskar Schmiedel mit sieben Spielern des 1. Mysteriendramas.
Bericht von Gümbel-Seiling, einer der Schauspieler, über die Jahre mit Rudolf Steiner und über die Entstehung und Aufführung der vier Mysteriendramen. PDF
Mysteriendramen Rudolf Steiners. Dasselbe Thema, dieselben Impulse, die Goethe im Märchen von der Schlange und der Lilie darstellte, sind dargestellt in meinem ersten Mysterium „Die Pforte der Einweihung“. Die meisten Szenen meiner Mysteriendramen sind so geschrieben, daß ich einfach abgehört habe, nach dem Laute hin abgehört habe; nicht das Wort gesucht zu einem Sinn, sondern abgehört habe die Sache. Die Mysterien müssen Sie so nehmen, dass Sie sie möglichst wenig theoretisch aufnehmen, (denn) ich habe sie eben nur so, wie sie dastehen, rein gegenständlich vor mir gehabt. Die Personen sind alle der Wirklichkeit entnommen.
Die Mysterien sind (daher) auch kein okkulter Schlüsselroman. In den Mysteriendramen lebt kein Gedanke, sondern alles dasjenige, was Sie darin rezitiert und deklamiert hören, wurde so gehört, allerdings geistig gehört, wie es hier unmittelbar erklingt. – Also es handelt sich nicht etwa um das Fassen eines Gedankens, der dann erst in Worte umgesetzt wird, sondern es handelt sich um das Anschauen gerade in derselben Art und Weise innerlich klingend und innerlich sich gestaltend, wie es zur Darstellung kommt. Man hat nichts zu tun bei einer solchen Darstellung, als lediglich dasjenige, was so innerlich im Schauen auftritt, äußerlich abzuschreiben. Mir war es immer etwas außerordentlich Unsympathisches, wenn der eine oder der andere gekommen ist und meine Mysteriendramen in symbolischer oder sonstiger verstandesmäßiger Weise ausgedeutet hat und allerlei gerade vom Verstande aus hineingetragen hat. Denn das, was in diesen Mysteriendramen lebt, ist bis auf den einzelnen Laut hin imaginativ erlebt. Das Bild steht als Bild da und stand immer als Bild da. Und niemals wäre es mir selber eingefallen, irgend etwas Verstandesmäßiges zugrunde zu legen, um es dann ins Bild umzugestalten. Alle die Dinge, die zum Beispiel in unseren Mysteriendramen dargestellt sind, werden für die zukünftigen Menschen seelisch greifbar sein.
Rudolf Steiner
Mit großen Erfolg wurden im Dezember 2013 und 2014 die Mysteriendramen Rudolf Steiners im Theater Leo17 aufgeführt.
Programmheft Mysteriendramen 2013 und 2014 in München
Für alle, die sich noch einmal mit den Dramen inhaltich beschäftigen wollen, gibt es hier zum Herunterladen die beiden Programme mit ausführlichen Inhaltsangaben.
(Klick aufs Bild)
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