Warum Anthroposophie?

Viele Rätsel und Fragen über das innere Wesen des Menschen bleiben durch die Naturwissenschaft unbeantwortet. Die aus der Vergangenheit kommenden Kirchen und Überlieferungsreligionen sind in ihrer Bildsprache oft nicht mehr verstehbar.

Anthroposophie hat zum Ziel, die Lebensbereiche Wissenschaft, Kunst und Religion verstehbar, einsehbar zu machen. Sie baut ganz auf die Erkenntnisfähigkeit des Menschen und versucht Wissenschaft, Kunst und Religion (man könnte auch sagen Moral) verstehend zu durchdringen. Die Naturwissenschaft führt zunächst zu keiner Moral. Es wurde (vergeblich) versucht, aus der Naturwissenschaft die Moral abzuleiten. Dies führte zum Sozialdarwinismus mit seinen entsprechenden unmenschlichen Konsequenzen. Aber auch die aus den Kirchen kommende Moral scheint keinen Boden mehr zu haben, auf dem man fest stehen kann, außer vielleicht dem der Überlieferung. Hier heißt es: Glaube! Und nicht: Verstehe!


Wie kommt man heute also zu einer Moral? Wie kommt man zu einem Verständnis der Seele, des Menschen, von Gesundheit und Krankheit? Darauf will Anthroposophie Antwort geben. Sie bietet dafür die nötigen Mittel, die jeder für sich, oder besser mit Anderen, erschließen kann. 

Die Anthroposophische Gesellschaft versteht sich als Förderer dieser Aufgabe. Um den oben eingeführten Fragen nahezukommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Man kann sich einfach theoretisch mit diesen Fragen auseinandersetzten, und die entsprechenden Antworten für wahrscheinlich oder weniger wahrscheinlich annehmen. Vom Evidenzniveau entspricht dies all dem, was wir hören und lernen, von dem wir aber selber keine direkte Einsicht haben. Eine ergänzende Möglichkeit besteht in einem Schulungsweg. Dieser besteht i.d.R. aus:

  • Erkenntnistheorie und Studium der Geisteswissenschaft.

  • Meditations- und Wahrnehmungsübungen.

  • Sie führen zu einer Stärkung der Erlebnis- und Wahrnehmungsfähigkeit.

  • Beides führt zu der Fähigkeit des Menschen, sich mit der Wirklichkeit zu verbinden, aber eben dadurch auch Wirklichkeit zu schaffen. In diesem Sinne kann sich der Mensch als Geschöpf und Schöpfer zugleich erkennen.

  • Auf dem Weg zur Verstärkung der Seelenfähigkeiten gibt es Gefahren und Abirrungen. Geisteswissenschaft (Anthroposophie) beschreibt und erklärt diese, sodass Abirrungen, z.B. in esoterische Illusionen oder reine Phantastik, vermieden werden.

Meiner Meinung nach finden in der Anthroposophie Kunst, Wissenschaft und Religion wieder zueinander. Was heute als unvereinbar gilt, kann sich durchaus als vereinbar herausstellen. Nur muss man versuchen, das Prinzip des Verstehen-Wollens nicht nur auf das Tote (die Materie) beschränken zu wollen, sondern auf das offenbare Geheimnis (Leben, Erleben usw.) zu richten.

 

Zum Autor: Christian Richert, 30 Jahre alt, Krankenpfleger und Studium der Medizin. Mitarbeit im AZM.

 

Einführende Literatur

Zum Einstieg in die Anthroposophie sind mitunter folgende Texte lohnenswert:

  • Die Philosophie der Freiheit (1894). 

  • Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (1904/1905)

  • Theosophie (1904)

  • Arbeit an sich selbst. Wie man zum Schauen in der geistigen Welt kommt (1923)

  • Anthroposophie und Wissenschaft. Eine Einführung (2016). Peter Heusser

 


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