Der Goethe-Saal in München

Der Goethe-Saal stand an der Stelle, wo heute das Haus der Anthroposophischen Gesellschaft steht. Der Bau wurde in der typischen anthroposophischen Architektur errichtet*.

An Stelle des zerstörten Saals wurde nach dem Krieg eine Baracke erstellt, in der die Waldorfschule untergebracht wurde.
 

*Anmerkung: In einem Buch von Prof. Nerdinger wird anscheinend davon berichtet, dass der Goethe-Saal etwas mit nationalsozialistischer Architektur zu tun hätte und er deshalb nach seiner Zerstörung wieder von den Nazis aufgebaut werden sollte. Winfried Nerdinger: Bauen im Nationalsozialismus. Bayern 1933-1945. München, Architekturmuseum der TU, Klinkhardt und Biermann, 1993. ISBN 3-7814-0360-2 

März 1928 

Der Goethe-Saal wurde am 25. März 1928 in Beisein von Marie Steiner eingeweiht.
Marie Steiner und der Sprech-Chor gastierten am 29. und 30. April 1929 im Goethe-Saal
 
Oktober 1929

Der Spielbetrieb der Bayerischen Landesfilmbühne beginnt. Kinoaufführungen im Goethe-Saal. Der „Film-Kurier“, Berlin schreibt: „Einer der schönsten und repräsentativsten Abende des Films, die München je erlebte ... Noch nie hatte ein Filmveranstaltung in München vermocht, Vertreter des öffentlichen und künstlerischen Lebens in München so zahlreich zu versammeln.“

1930 
Alfred Pongratz, Bariton und Schauspieler, einem breiten Publikum bekannt als „Meister Eder“, gastiert am „Münchner Theater im Goethe-Saal“ mit Haydns Oper „Die Welt auf dem Mond“.
 
1931
Am 17. und 18. sowie vom 26. bis 28. Januar 1931 treten Karl Valentin und Liesl Karlstadt im „Goethesaal“ in der Leopoldstraße 46a auf.

 

2. Februar 1931. Karl Valentin stellt den „Antrag zur Erteilung eines Bühnenspielbetriebs im Goethe-Saal“ in der Leopoldstraße 46a und begründet diesen mit seiner Asthmaerkrankung. Doch selbst ein Künstler wie Karl Valentin muss sich den polizeilichen Vorgaben unterwerfen. Er erhält zwar die „Konzession“, doch kleinliche behördliche Auflagen zwingen ihn schon bald wieder zur Aufgabe des Lokals. Die „Feuerpolizei“ will ihm sogar eine wichtige Pointe aus dem Bühnenstück „Im Photoatelier“ zunichte machen. Sie verbietet Karl Valentin, dass das in der Szene vom Gehilfen abgeschnittene glühende Ende der Zigarette, die Valentin verbotenerweise im Atelier raucht, auf den Boden fällt und sich durch seine Rauchentwicklung verrät, was zu Valentins Ausrede führt, es handle sich dabei wohl um ein „Glühwürmchen“.

 

23. Februar 1931. Karl Valentin erhält die Konzession für eine „Valentin-Bühne im Goethe-Saal“. 

 

28. Februar 1931 Offizielle Eröffnung von Karl Valentins und Liesl Karlstadts „Valentin-Bühne im Goethe-Saal“.

 

1932/33 
wurde Hertha Loise Zuelzer biographien.kulturimpuls.org/detail.php von Marie Steiner von Wien nach München an den Goethe-Saal berufen mit selbstständigen Aufgaben. Gedacht war an eine Ausbildung und an den Aufbau von Kammerspielen. Frau Zuelzer ging 1938 nach Dornach.

Eine Schulaufführung der Günther-Schule im Goethe-Saal in München wurde in der Nazi-Zeitung "Völkischen Beobachter" dahingehend kommentiert „dass es unbegreiflich sei, dass deutsche Mädchen teures Schulgeld aufwenden würden um die kommunistische Blöckflöte und das Spielen von Negertrommeln zu erlernen.“
 
November 1935 
Die Anthroposophische Gesellschaft wurde im November 1935 wegen „internationaler Einstellung und engen Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten“ verboten. Die Begründung lautete: „Nach der geschichtlichen Entwicklung der Anthroposophischen Gesellschaft ist diese international eingestellt und unterhält auch heute noch enge Beziehungen zu ausländischen Freimaurern, Juden und Pazifisten. Die auf der Pädagogik des Gründers Steiner aufgebauten und in den heute noch bestehenden anthroposophischen Schulen angewandten Unterrichtsmethoden verfolgen eine individualistische, nach dem Einzelmenschen ausgerichtete Erziehung, die nichts mit den nationalsozialistischen Erziehungsgrundsätzen gemein hat. Infolge der Gegensätze zwischen den Anschauungen der Anthroposophischen Gesellschaft und den vom Nationalsozialismus vertretenen völkischen Gedanken bestand die Gefahr, dass durch eine weitere Tätigkeit der Anthroposophischen Gesellschaft die Belange des nationalsozialistischen Staates geschädigt werden. Die Organisation ist daher wegen ihres staatsfeindlichen und staatsgefährdenden Charakters aufzulösen.“

Juni 1943
Am 4. Juni 1943 wurde der Goethe-Saal von der „Lokalbaukommission der Hauptstadt der Bewegung“ anstelle des Deutschen Theaters requiriert, das seinerseits bereits am 10.3.1943 zerstört wurde. 
 
Juli 1944
Vollständig zerstört wurde der Goethe-Saal am 12.7.1944 durch einen Fliegerangriff.

Grundgriss Goethesaal

 

Die erste Waldorfschule entsteht auf dem Platz des Goethesaals

 

Was heute fast ganz vergessen ist: die erste Waldorfschule wurde 1947 auf dem Platz des Goethesaals in einer Baracke gegründet. Die ersten Schüler klopften Steine und halfen mit beim Bau ihrer Schule.
 

 

 

 

 

 

Mehr zum Lesen über die Anfänge der ersten Waldorfschule in München. PDF 

Das Werden der Rudolf-Steiner-Schule in München

Nachstehend ein Text aus der Broschüre zum 10-jährigen Bestehen der Rudolf-Steiner-Schule Schwabing von 1957.

 

Immer noch erhalten wir Briefe mit der Anschrift: An Herrn Rudolf Steiner, und immer noch begegnen uns Lehrer, die seinen Namen noch nie gehört haben. Dem alten Münchener aber, der teil hat an dem geistigen Leben seiner Stadt, und der zurückblickt in die beiden ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts, steigen dabei viele Erinnerungen auf: Geisteswissenschaftliche Kongresse in der Tonhalle, Vortragszyklen in den SäIen des Café Luitpold, die Vorträge für die Künstlerschaft im „Reich“, einem Schwabinger Versammlungssaal, das Atelierhaus in der Adalbertstraße 55, die Uraufführungen seiner Mysteriendramen in den Jahren 1910 bis 1914.

Immer noch erhalten wir Briefe mit der Anschrift: An Herrn Rudolf Steiner, und immer noch begegnen uns Lehrer, die seinen Namen noch nie gehört haben. Dem alten Münchener aber, der teil hat an dem geistigen Leben seiner Stadt, und der zurückblickt in die beiden ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts, steigen dabei viele Erinnerungen auf: Geisteswissenschaftliche Kongresse in der Tonhalle, Vortragszyklen in den SäIen des Café Luitpold, die Vorträge für die Künstlerschaft im „Reich“, einem Schwabinger Versammlungssaal, das Atelierhaus in der Adalbertstraße 55, die Uraufführungen seiner Mysteriendramen in den Jahren 1910 bis 1914.
 
In vielen Vorträgen pflanzte er seine Ideen in die Herzen der Menschen. Hier entstand die Kunst der Eurythmie und das Modell des Johannesbaues, des späteren ersten Goetheanums in Dornach. Einer der ersten Vorträge, im Jahre 1906 gehalten, hatte den Titel „Kindererziehung im Lichte der Anthroposophie“. Wer hätte damals gedacht, daß nach genau 40 Jahren in München eine Kindererziehung beginnen würde, die Rudolf Steiner in der Freien Waldorfschule in Stuttgart 1919 bis zu seinem Tode 1925 verwirklicht hat. Damals zeigte er der Welt, daß anthroposophische Geisteswissenschaft fruchtbar ins Leben einzugreifen vermag, wenn man sie ruft. Leider ist sein Rufen in München zunächst ohne Echo geblieben.
 
Erschüttert hören wir heute seine Worte, die uns der Dichter Albert Steffen aus dem Jahr 1918 berichtet: „Es geht und geht nicht, daß die Geisteswissenschaft aufgenommen wird“, sagte er, die böswillige Kritik in den Münchener Zeitungen über seinen letzten Vortrag erwähnend, „Wir stehen vor einem furchtbaren Zusammenbruch.“ Wie hat sich seither sein Wort: „Der nicht aufgenommene Geist findet sein Gegengewicht in der Vergießung von Blut“, so entsetzlich erfüllt. Es hätte für München eine Warnung sein können, als dann Rudolf Steiner – es war sein letzter Vortrag in München – im Hotel Vier Jahreszeiten von jenen Mächten tätlich angegriffen wurde, die dann München eroberten und zur „Hauptstadt der Bewegung“, ihrer Bewegung, machten. Von da an war ihm dann jedes öffentliche Wirken in ganz Deutschland unmöglich gemacht.
 
Zwar haben beherzte Pädagogen, wie Dr. Herbert Burmester, in den Jahren 1924-26 und etwas später der Volksschullehrer Eduard Riegel in Lehrer und Elternkreisen für die Errichtung einer Waldorfschule gearbeitet und um Genehmigung durch die Behörden nachgesucht, jedoch erfolglos. Einen letzten Versuch unternahm Riegel in den ersten Jahren des Hitlerregimes, Eine Antwort wurde ihm durch das allgemeine Verbot aller in Deutschland tätigen Waldorfschulen zuteil.
 
Erst die zweite Weltkriegskatastrophe mit dem völligen inneren und äußeren Zusammenbruch schuf die Voraussetzung für einen günstigen Anfang. Die Menschen, die sich jetzt zusammenfanden, wußten, daß es um alles geht. Deshalb setzten sie sich voll und ganz ein: Es waren Lehrer aller Schularten, Künstler, Techniker, Handwerk und Studenten; auch Ärzte und Psychologen fanden sich ein. Sie schlossen sich in einem pädagogischen Arbeitskreis zusammen und wollten ihre Lebenserfahrungen einer neuen Aufgabe widmen: der Menschenbildung. Rudolf Steiner wünschte sich als Waldorflehrer erfahrene Menschen und solche, die das Leben mit hineintragen in die Schulstube. Da sich gleichzeitig interessierte Eltern zusammenschlossen, bekam die vorerst theoretisch-pädagogische Aufgabe schnell eine reale Grundlage.
 
So konnte schon am 1. Juni 1946 mit den aus dem Elternkreis besonders tätigen Freunden, mit Frau und Herrn Burges, der Rudolf-Steiner-Schulverein, begründet werden. Zum Vorstand gehörte auch Kurt Schlie, der sich später als erster Vorsitzender um den Aufbau der Schule so große Verdienste erworben hat. Jetzt begann ein schier nie endenwollendes Suchen nach Schulräumen; denn schon waren die ersten Lehrer einsatzbereit Senta Uebelacker, unsere erfahrene Waldorflehrerin, übernahm den inneren Aufbau der Schule, und unsere damals Jüngste, Fräulein Heydel, vom ersten Stuttgarter Seminarkurs kommend, konnte – noch inoffiziell – die erste Klasse mit 13 Kindern in einer Privatwohnung in Schwabing beginnen.
 
Das war am 10. November 1946. Etwas später stellte eine begeisterte Schulmutter für die Unterbringung einer weiteren Klasse in Bogenhausen ihr Wohnzimmer zur Verfügung. Es gab kaum eine Gegend in und um München, die nicht abgesucht und geprüft wurde. In jeder leerstehenden Baracke sahen wir schon unsere Kinder herumlaufen. Da fanden wir eine ausbaufähige Ruine in Schwabing, die auch sofort gemietet wurde. Jedoch ein Sturmwind riß den hochragenden Kamin ein, der niederstürzend das ganze vierstöckige Haus zerschmetterte. In Steinhausen, im Osten Münchens, war schon ein schönes Grundstück sicher, Pläne ausgearbeitet und mit den Grundaushebungsarbeiten begonnen worden, allein, die versprochene Baracke war unerreichbar.
 
Endlich gelang es dann im Herbst 1947 unserem Freund Josef Geith, eine schöne, neue Baracke zu erwerben, die er uns auf seinem Grundstück, dem ehemaligen Goethesaalgelände, errichten ließ. Nun entfaltete sich eine in ihrer Tat und Opferbereitschaft einmalige Gemeinschaftsarbeit, Eltern, junge Menschen und Lehrer schleppten alle erreichbaren 4-5 Zentner schweren Luftschutzsteine der näheren Umgebung herbei, um daraus das Fundament zu bauen; denn es gab weder Kalk noch Zement.
 
Dann kam das große Fest, die Einweihung an Michaeli 1947, Es folgte am 15. Oktober die offizielle Eröffnung der Schule mit 88 Kindern in vier Klassen und mit 5 Lehrern. Still und verborgen wuchs das kleine Pflänzchen. Am Schluss des zweiten Lebensjahres zählte die Schule schon 212 Kinder und 9 Lehrer. Die Nachfrage von seiten der Eltern wurde immer größer; das Angebot jedoch – Lehrer und Räume – konnte damit nicht Schritt halten. Zuerst mußten neue Räume geschaffen werden. Im dritten Jahr erfuhr das Lehrerkollegium eine erfreuliche Bereicherung durch zwei erfahrene Waldorflehrer, die vor dem Verbot in der Hitlerzeit in Dresden und in Berlin tätig waren.
 
Wieder mussten eine Privatwohnung und eine Gasthausstube gute Dienste leisten. Man tat es gerne, denn inzwischen wurde der Ausbau der Goethesaalruine in Angriff genommen. Diesmal halfen auch noch die Frauen und Kinder mit. Wer nicht unmittelbar zugreifen konnte, schenkte den Arbeitenden seine Brotmarken oder brachte etwas zu essen mit. Da galt es, den Schutt zu räumen und die brauchbaren Steine abzuklopfen. Ein Schülervater leitete als Architekt den Bau; die Baufirma waren wir zunächst selbst, nur zwei Maurer wurden eingestellt. Kaum war eine Ecke fertig, zog auch schon eine neue Klasse ein.
 
Ja, die Einrichtung! Die Tische und Stühle mußten die Kinder zuerst selbst mitbringen. Das war ein lustiges Bild: einer saß auf einem Küchenhocker, der zweite in einem Korbstuhl, und ein dritter hatte sogar einen Schaukelstuhl mitgebracht. Keinen drückte das harte, unbequeme Holz, keiner schlief in seinem weichen Lehnstuhl. Die fleißige und selbstlose Arbeit der jungen Lehrerschaft, aber auch die starke und opferbereite Haltung der Eltern erreichten nach dreijähriger Schultätigkeit die offizielle Anerkennung, d.h. die Genehmigung der Schule durch das inzwischen allein zuständig gewordene Ministerium für Unterricht und Kultus am 18.3.1950. Es darf heute mit Genugtuung gesagt werden, daß uns von seiten der Behörden von Stadt und Staat durch all die Jahre ein freundliches Entgegenkommen gezeigt wurde.
 
Das zweite große Ereignis für unsere Schule war dann die Vollendung des Goethesaalbaues am 1.3.1950. Jetzt hatten wir schon zwei Säle, einen Eurythmiesaal und den großen Goethesaal für die Monatsfeiern, in dem die gesamte Schule, nunmehr 422 Schüler in 11 Klassen (3 Parallelklassen) vor die Eltern treten konnte. Dies hatte allerdings wieder zur Folge, dass immer mehr neue Eltern auf unsere Schule aufmerksam wurden. Woher die Lehrer nehmen, von denen verlangt wird, dass sie außer ihrer allgemeinen Lehrerbildung für Volks- oder höhere Schulen noch die besondere für Waldorfschulen haben, die aber auch bereit sind, auf eine sichere Staatsstellung zu verzichten und einen Schritt zu tun, der von ihnen den Einsatz der ganzen Persönlichkeit erfordert. Man muß wissen, dass, so wie in München, in rund 20 anderen Städten Deutschlands Waldorfschulen entstanden sind, die alle Lehrer vom Seminar in Stuttgart anforderten. Dort wurde Ungeheueres geleistet, ein herzhaftes Beispiel, wie neue Kräfte und pädagogische Impulse nur aus Begeisterung und Opfer erwachsen können. Mit der von der ganzen Schulbewegung in München veranstalteten Erziehertagung am 27.1.1950 trat die Schule erstmals in größerem Rahmen vor die Öffentlichkeit. Prüfungskommissionen der Volks- und höheren Schulen bestätigten die Leistungen und gaben ein befriedigendes Urteil ab.
 
Bald waren wieder die Räume zu eng und drei Klassen mussten nachmittags unterrichtet werden – eine große Belastung für Kinder und Lehrer. Auch hier fand sich wieder ein Ausweg: Eine Mutter stiftete eine Baracke, die in zwei Samstag-Sonntag-Arbeiten von freiwilligen Helfern bei Wolfratshausen abgebrochen und auf ein der Schule gegenüberliegendes Grundstück gebracht wurde. Diesmal schufen schon die großen Schüler das Fundament und halfen auch mit beim Aufstellen. Nun hatten wir 12 Räume. Wir atmeten auf – aber nur für kurze Zeit. Der nun beginnende Aufbau der Oberstufe verlangte Spezialräume für Physik und Chemie, Sammlungen u.a. Die räumliche Ausdehnungsmöglichkeit war erschöpft.
 
Wie soll es weitergehen? Der Traum eines eigenen, endgültigen Schulbaues war oft geträumt worden, Wer gibt uns den Platz, wer finanziert das Gebäude? Aus der finanziellen Kraft der Eltern allein geht es nicht mehr. Die Stadt und vor allem der Staat müssen helfen. Keine Privatschule in Deutschland kann aus sich selbst bestehen, stellte man fest. Jetzt regte sich der Bürgersinn unserer Eltern. In einer Resolution wurde eine staatliche finanzielle Hilfe verlangt. Der Erfolg war zunächst ein bescheidener Zuschuss. Nun stand die Schule wohl vor ihrer schwersten Entscheidung: Erwerb eines eigenen Grundstückes und Errichtung eines Schulgebäudes oder Erwerb eines Altbaues. Eines stand fest: die Kasse war leer bis auf den Grund. Es gab einen harten Kampf, bis endlich das Vertrauen der Lehrer- und Elternschaft zu der starken Initiative des Vorstandes des Schulvereins siegte.
 
Dass am 12. Dezember 1953 der Grundstein zum Schulneubau auf einem eigenem Gelände im Herzen Schwabings an der Leopoldstraße gelegt werden konnte, verdanken wir dem entschlossenen Vorstand sowie den Eltern, die durch ihre Spenden und Darlehen besonders zum Bau beitrugen. Unser Schulvater, Herr Architekt Walter Beck, versuchte als Künstler bis in die Baugestaltung dem Geist der Waldorfpädagogik zu entsprechen. Formen und Farben der Räume, ihre Anordnung sowie die Gesamtgestaltung des Baues geben dem Schüler das Gefühl der Heimat, des Geborgenseins. Wir sind dem Erbauer zu besonderem Dank verpflichtet, da er neben der Bauleitung auch die Finanzierung durchgeführt hat.
 
Das dritte große Ereignis mag wohl der Einzug der Kinder am 1. September 1954 in das neue Schulhaus gewesen sein. Zur feierlichen Einweihung überbrachten Staatssekretär Prof. Dr. Brenner vom Kultusministerium und Oberbürgermeister Wimmer ihre Grüße und Glückwünsche. Beide würdigten die von Schule und Schulverein geleistete Arbeit. Heute (1957) werden rund 580 Kinder von 17 Klassenlehrern und ebenso vielen Fachlehrern in 17 Klassen unierrichtet. Noch wird am inneren schulischen Ausbau, vor allem der Oberstufe, gearbeitet. Noch ist der Bau unvollendet. Es fehlen einige Klassenräume, ein zweiter Eurythmiesaal, der Turnsaal, Spezialräume für Chemie, Biologie, Handwerk, Handarbeit und die Aula, Noch müssen drei Klassen außerhalb des Schulgeländes unterrichtet werden. Zehn Jahre, eine lange Zeit, beinahe ein ganzer Bildungsgang (12 Jahre), für den Aufbau eines neuen Schulsystems jedoch eine kurze Zeit. Die Schule muß vollendet werden und braucht weiterhin die Mitarbeit aller. Es geht auch jetzt noch um alles; denn die Lösung der sozialen Frage ist heute in erster Linie eine Erziehungsfrage geworden.

Christian Brummer

 


Nach oben